Bleibe die Nürnberger Stadtmauer unantastbar als Weltkulturerbe: Dr. Ingo Friedrich (rechts) im Gespräch mit Frau Claudia Schweizer und Herrn Dr. Erich Mulzer.
Foto: Hanspeter M. Paul
Das Dunkel der Geschichte verhüllt uns den Blick zurück, denn es gibt keine Aufzeichnung über die Gründung der alten Noris (Nürnberg). Die Frage, ob der aus dem damals tiefen, undurchdringlichen Wald emporragende Sandsteinfels, auf dem heute die mächtige Nürnberger Kaiserburg steht, schon vorher von Menschen genutzt worden war, vermag niemand zu erhellen. In das Licht der Geschichte rückt Nürnberg nachweislich, als der salische Kaiser Heinrich III. im Jahr 1050 anläßlich einer Fürstenversammlung in Nuoinberg einer Leibeigenen mit Namen Sigena die Freiheit erteilt. Wenig weiß man von Sigena, aber die Nürnberger verdanken ihr die erste urkundliche Erwähnung unserer Stadt.
Die Nürnberger Stadtmauer könnte viel erzählen, von Pest und Unglück, Glück und Wohlstand. Sie wuchs schnell im 11. und 12. Jahrhundert und wurde zu eng. Wieder wurde gebaut. Im frühen 13. Jahrhundert entstand die sogenannte "vorletzte Stadtmauer". Ein Teil hat sich der Modernisierung trutzig widersetzt und steht bis heute als stummer Zeitzeuge seit nunmehr acht Jahrhunderten. Doch die aufblühende spätere Reichsstadt wächst über ihre Grenzen hinaus. Eine noch
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gewaltigere Mauer wird um 1350 begonnen, ein tiefer Graben ausgehoben und befestigt. Für alle Zeiten soll die gewaltige Stadtmauer die Bewohner schützen und bewahren. Nicht nur diese, denn auch die Reichskleinodien des "Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation" wurde über mehrere Jahrhunderte hier aufbewahrt.
In den Bombenangriffen des 2. Weltkrieges fällt das "Schatzkästlein des Reiches" in Schutt und Asche, aber: die Mauer steht. Selbst nach dem Krieg können die Attacken der Verkehrsplaner dem Bauwerk nur wenig anhaben. Immer noch eindrucksvoll umgibt die Mauer mit der krönenden Burg die prächtigen gotischen Kirchen in der wiedererbauten Altstadt.
Übrigens: Wäre Nürnberg 1806 nicht bayerisch geworden, gäbe es keine Mauer mehr. Modernen Geisteswollte man 1866 die dem Fortschritt im Wege stehende Barriere einreißen. Der bayerische König Ludwig II. hat es verhindert. Er machte jede Veränderung an Stadtmauer, Türmen uns Graben von seiner besonderen Genehmigung abhängig.
Bleibe diese einzige, weitgehend noch erhaltene, gewaltige Stadtmauer einer europäischen Großstadt unantastbar, wert eines Weltkulturerbes!
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